In dem Hinterhof in Hannover-Hainholz herrscht rege Betriebsamkeit. In der Nähwerkstatt rattern die Maschinen für eine soziale, faire und lokale Textilproduktion. Frauen aus vielen Nationen haben hier Arbeit gefunden. Geschäftig geht es auch im großen Küchentrakt zu. Abdulsattar, kurz Abdul genannt, Seel und Marian packen ihre Lebensmittel aus. Reichlich Auberginen, Tomaten und Kartoffeln türmen sich auf dem Tresen. Alexandra, zusammen mit Iyabo Geschäftsführerin der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft, freut sich über die gute Laune, die alle mitgebracht haben. „Wir übernehmen gegenseitige Verantwortung und stellen persönlichen Kontakt und solidarische Beziehungen in den Mittelpunkt. Auch beim Kochen geht es um Kommunikation, Kreativität und Verantwortung.“
Abdul hat sich für Baba Ghanoush entschieden, die orientalische Auberginencreme, die er in jeder Lebenslage essen kann – als Dip mit Brot oder als Hauptspeise, beispielsweise zu gegrilltem Lamm. Er weiß, dass sich an Auberginen oft die Geister scheiden. Die einen lieben das Nachtschattengewächs in allen Variationen, andere stören sich an der Konsistenz oder wissen nichts über die Zubereitung. Da bei „Küche für alle“ meist an die 30 Menschen zum Essen kommen, muss er eine große Menge an Auberginen halbieren und eng auf zwei Backbleche schichten. Im Backofen müssen sie so lange rösten, bis die Haut fast schwarz und runzelig ist. Inzwischen hackt der junge Mann im Eiltempo Knoblauch, Petersilie und Tomaten. Auch den Granatapfel zerteilt er gekonnt und lässt die roten Perlen in die Schüssel fallen. Er erklärt: „Es ist nicht einfach, einen schönen reifen Granatapfel zu finden. Ich habe es aber im Gefühl, den richtigen herauszupicken.“
„Wie ein Profi“, bewundert Marian Abduls Geschick. „Ich esse gern und koche jeden Tag“, sagt er lachend. Marian hat Hirse-Couscous für ihren Drink in einer großen Auflaufform ausgebreitet und mit heißem Wasser übergossen. Jetzt kann sie Seel beim Kartoffelschälen zur Hand gehen, die ein irakisches Curry mit Huhn zubereitet. „Currys verortet man mehr in Indien“, sagt sie, „doch auch in meiner Heimat wird mit Kokosmilch und vielen Gewürzen gekocht.“ Zwischendurch prüft Marian, ob die Hirse das gesamte Wasser aufgenommen hat. „Die Hirse ist sehr weich und lässt sich leicht kauen oder schlucken.“ Ihr Dessert, das man trinken oder löffeln kann, ist im Norden Ghanas beliebt und bekannt für seine erfrischende Wirkung. Jede Region hat ihre eigenen Variationen, was das Dessert besonders spannend macht.
Seel hat große Töpfe zu beaufsichtigen. In dem einen kochen Fleisch und Kartoffeln, in einem anderen der Reis. Orientalische Düfte ziehen durch die Küche, als sie Kokosmilch, Ingwer, Nelken, Kardamom, Zimt und Curry zufügt. Abduls Auberginen sind inzwischen weich. Nach dem Abkühlen helfen Marian und Seel beim Abziehen der Schalen. Abdul verarbeitet das Fruchtfleisch zu Püree. Modedesignerin Mareile kommt auf einen kurzen Plausch aus der Nähwerkstatt herüber. „Mein Opa feiert bald seinen 100. Geburtstag, ein Grillfest im Garten ist geplant. Deshalb muss ich unbedingt das Baba Ghanoush probieren. Diesen Klassiker der arabischen Küche will ich meinem Opa als kulinarische Überraschung servieren.“
Marian kümmert sich um die Joghurtmischung, damit der Drink rechtzeitig in den Kühlschrank kommt. Joghurt, Milch, Zucker, körnigen Frischkäse, Vanillearoma, Kokosflocken und Mandeln rührt sie kräftig und hebt die Hirse unter. Alexandra hat frischen Salat gewaschen. „Eigene Ernte“, betont sie. „Wie toll, dass unsere Community einen Garten mit Hochbeeten hat.“ Sie baut für das Büfett Platten und Schüsseln auf. Bald treffen die Frauen und Männer ein, die hier eine neue Familie gefunden haben, um gemeinsam zu essen. „Wir leben auf 625 Quadratmeterm für Gemeinschaft, Toleranz und Teilhabe“, sagt Alexandra. „Und wir zeigen, dass in der Vielfalt die Stärke unserer Gesellschaft liegt.“
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