Über das Lob des Schulleiters freute sich eine Person besonders: Claudio Calderon (mit auf dem Foto links), Chef der Cafeteria, hatte die Jugendlichen überzeugt, sich für Hierleben an den Herd zu stellen. „Und ich bin nicht enttäuscht worden“, sagt er. „Die drei haben unser Kochevent prima gemeistert.“ Claudio hat die Cafeteria, die für die Schüler der Sekundarstufe II der IGS Linden bestimmt ist, durch seine warmherzige Art zum beliebten Treffpunkt gemacht. „Claudio ist so unterhaltsam“, sagt Yasmin, die zudem den Vorteil hat, dass sie als gebürtige Madrilenin mit dem aus Argentinien stammenden Claudio auf Spanisch plaudern kann.
Der Cafeteria-Betreiber hat bereits zum dritten Mal für Hierleben eine Kochrunde organisiert. Er terminiert sie in der Projektwoche, wenn fast alle Schüler unterwegs sind und Ruhe in der Küche der Cafeteria herrscht. Luquita, die das Hauptgericht übernommen hat, beginnt mit dem Waschen des Reises. Sie ist erleichtert, dass Claudio einen Reiskocher hinstellt. „Der Reis wird im Reiskocher mit der Quellmethode schonend gegart“, weiß sie. „Die komplette Flüssigkeit wird aufgenommen, alle wichtigen Nährstoffe bleiben erhalten. Und anbrennen kann der Reis auch nicht, weil sich der Topf automatisch ausschaltet.“ Zum Reis gibt sie Schwarzaugenbohnen, die sie schon zu Hause eingeweicht hatte. Yasmin und Mahmoud schauen sich ganz interessiert die Bohnen an. Tatsächlich hat jede der hellen kleinen Bohnen einen schwarzen Fleck, der den Namen erklärt.
Luquita erzählt, dass diese Bohnen ursprünglich aus Afrika stammen, wo sie bereits seit 6.000 Jahren kultiviert werden. Heute werden sie vor allem in Indien, Südostasien und Lateinamerika, zunehmend aber auch in Europa angebaut. „Wir Togelesen essen diese spezielle Bohnenart sehr gern, weil sie mild, leicht nussig und süßlich schmeckt.“ Aber auch Kidneybohnen eignen sich für ihr Gericht. Unterdessen hat Mahmoud sein Tabouleh in Arbeit, wobei er viel kleinschneiden muss: Salat, Gurken, Tomaten – und eigentlich vor allem Petersilie. Mahmoud hat Glück, denn zum einen unterstützt Luquita ihn, während Reis und Tomatensoße garen, und zum anderen hat seine Mama ihm eine große Schüssel mit bereits gehackter Petersilie mitgegeben. Der Petersiliensalat namens Tabouleh ist ein Klassiker der libanesischen und syrischen Küche. Yasmin, die auf dem Herd Milch zum Kochen bringt, passt auf, dass die Tomatensoße auf der anderen Herdplatte nicht anbrennt. „Flan gibt es bei uns ganz oft“, berichtet Yasmin. „Mit dem Pulver, das es in spanischen Läden gibt, lässt sich der Karamellpudding so einfach zubereiten.“
Klassischerweise werden Milch, Eigelb und karamellisierter Zucker in einer Puddingform im Wasserbad zum Stocken gebracht und nach dem Abkühlen auf einen Teller gestürzt. Yasmins Karamell-Flan wird einfach aufgekocht, in eine Gugelhupfform gefüllt und in den Kühlschrank gestellt. Eigentlich ist es mit der flexiblen Form aus Silikon ganz leicht, den Flan auf den Teller zu stürzen. „Das mache ich jetzt zum ersten Mal“, ruft sie. „Hoffentlich geht das gut.“ Beherzt legt sie einen großen Teller auf die Form, dreht alles schnell um und zieht vorsichtig die Silikonform hoch. Alle klatschen. Geschafft! Der Flan ist unversehrt und sieht wie ein kleines Kunstwerk aus. Nun wird der Tisch gedeckt. Claudio zaubert eine weiße Tischdecke herbei. Mahmoud hat vier Esslöffel von seinem Tabouleh für das Foto auf Salatblättern garniert. Die hartgekochten Eier leuchten wie große weiße Flecken in der roten Tomatensoße, und die Schwarzaugenbohnen verzieren den rosa gefärbten Reis. Und in den Flan möchte man am liebsten gleich den Löffel hineintauchen. Schulleiter Tobias Langer lässt sich nicht lange bitten und verspricht: Bei der nächsten Hierleben-Kochrunde wird er einen selbst gebackenen Apfelkuchen beisteuern.
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