Aufgebrühtes Karma
Ihr Tee soll gut schmecken und zugleich die Welt ein kleines bisschen besser machen. Das ist seit mehr als 20 Jahren das Ziel der Hamburgerin Esin Rager, die mit ihrer Marke Samova beweist, dass Nachhaltigkeit, Genuss und coole Ideen prima zusammenpassen. Wenn’s um neue Sorten geht, mischt derzeit ihr jüngerer Sohn Sinan kräftig mit.
Foto(s): Frederik Röh
Lorbeerblätter im Tee? „Schmeckt richtig gut!“, schwärmt Esin Rager und wundert sich, dass die würzigen Blätter, die für Schmorgerichte, Fisch und Suppen in vielen Gewürzregalen stehen, in Tees so selten sind. Dafür wächst er im Garten von Familie Rager, und hier war vor einigen Jahren die Experimentierfreude ihres Sohnes Sinan geweckt. „Ich bin damit groß geworden, dass zu Hause alle paar Wochen Lieferungen von Teemustern ankommen, die wir dann probieren“, erzählt der heute 18-Jährige, der nach dem Abi jetzt in die Samova-Welt hineinschnuppert und sich sehr für Produktdesign interessiert. „Damals dachte ich mir, ich gehe mal mit der Schere in den Garten und gucke, was wir so haben.“ Ein sorgsam von der Mama aufbewahrter Zettel mit ordentlicher Kinderschrift belegt die „Ausbeute“ von Lorbeer, Lavendel, Pfefferminze und Zitronenmelisse, die frisch aufgebrüht für durchaus schmackhaft befunden wurde. Jetzt, einige Jahre später, machen Esin und Sinan Rager Nägel mit Köpfen: Auf der Basis der Rezeptidee soll eine neue Samova-Sorte entwickelt werden. Wie, zeigen sie Hierleben bei einem Treffen in der Hobenköök, einem angesagten Restaurant mit Markthalle in Hamburgs Kreativ- und Kulturquartier Oberhafen. „Mit Chefkoch Thomas Sampl bin ich lange befreundet, unsere Ideen von Nachhaltigkeit passen super zusammen“, erzählt Esin Rager. Sie setzt auf Bioqualität, faire Erzeugung und Müllvermeidung. Die Teebeutel sind in schützender „Folie“ verpackt, die nur so aussieht, als sei sie aus Plastik. „Chemisch identisch mit einem Salatblatt und entsprechend kompostierbar“, sagt die Samova-Gründerin stolz.
Mit dem Früchtetee fing es an
Sinan und sie haben alle Zutaten beisammen und dazu noch Rosmarin und Ingwer ausgesucht. „Bei Ingwer bin ich skeptisch“, sagt Sinan. „Ich mag ihn zum Kochen, aber im Tee ist das nicht so mein Ding.“ Doch seine Mutter ist die Expertin – immerhin hat sie aus der ersten Idee für guten Tee im Jahr 2002 die erfolgreiche Marke Samova mit besonderen Mischungen, Design und hohem Anspruch an nachhaltiges Wirtschaften entwickelt. „Schneid mal etwas Ingwer, wir probieren das einfach.“ Die Zutaten werden mit kochendem Wasser überbrüht. „Wichtig ist, dass der Tee angenehm riecht und die Farbe schön ist“, erklärt Esin Rager. Während der Aufguss durchzieht, ist Zeit für einen Blick auf das Samova-Sortiment. Ein Bestseller mit der schönsten Geschichte ist „Maybe Baby“. Esin Ragers erster Sohn Can, Sinans großer Bruder, war gerade drei Jahre alt, als seine Mutter ihn in die Entwicklung eines Früchtetees einband, der ohne Süßungsmittel auch Kindern schmecken sollte. „Ich habe in der Küche geschnippelt, und Can durfte sagen, was ihm am besten schmeckt“, erinnert sich die Journalistin mit türkisch-deutschen Wurzeln, die damals eine Medienfirma führte. Die Rezeptur mit Apfel, Hibiskus, Erdbeere, Karotte und Rote Bete ist bis heute enorm beliebt.
Abschalten und Tee trinken
Ihre Söhne inspirierten Esin Rager auch zur Sorte „Digital Detox“, eine Kreation mit Hanf, Kürbis und weißem Hibiskus. Sie entstand, als die junge Mutter die Nase voll hatte von digitalisierter Welt, sozialen Medien und davon, dass die Kids viel Zeit mit dem Computerspiel Minecraft zubrachten. Zutaten, die in Minecraft virtuell angebaut werden, ließ sie in buntem Pixel-Grobschnitt herstellen. Die leckere Mischung half nicht nur der Familie, mal herunterzufahren. Eine augenzwinkernde Einladung dazu bietet inzwischen die Pappschachtel im Handyformat mit aufgedrucktem Aus-Knopf und fünf Teebeuteln. „Ein perfektes kleines Geschenk für alle, denen man eine kurze Auszeit gönnen möchte“, betont Esin Rager, die es liebt, Strategien für grünes Wirtschaften zu entwickeln, und diesen Aspekt auch als Vizepräsidentin beim FC St. Pauli ordentlich vorantreibt.
Wer Freude sät, erntet Freude
Inzwischen ist die neue Sorte trinkbereit. Was sagen die Entwickler? „Schmeckt erfrischend. Und nach unserem Garten, das fühlt sich gut an“, sagt Sinan. „Ich find’s super“, ergänzt seine Mutter, „aber ich gebe zu, der Ingwer ist etwas dominant.“ Sinan freut sich. „Dann lassen wir ihn weg. Wer will, kann später ja immer noch frischen Ingwer dazugeben.“ Bleibt die Frage nach dem Namen. Esin Ragers Idee: „Karma Police – so heißt ein Song meiner Lieblingsband Radiohead. Es geht um eine Instanz, die dafür sorgt, dass alles gut wird. Und um die Botschaft: Wenn man Freude sät, dann erntet man Freude.“ Sinan ist einverstanden. Nun geht’s an die professionelle Weiterentwicklung und den Weg bis in die Verkaufsregale. Es lohnt sich, in der nächsten Zeit nach Karma Police Ausschau zu halten.
Erhältlich bei famila in Ahrensburg, Buchholz/Nordring, Elmshorn, Geesthacht, Hamburg/Steilshoop, Norderstedt, Quickborn, Stade und Wedel sowie in einigen Markant-Märkten.
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