Naturschutz im Einweckglas
„Landwirtschaft, Natur und Mensch im Einklang“: So lautet das Motto von Bunde Wischen. Mit seinem besonderen Konzept, das Naturschutz und artgerechte Tierhaltung verbindet, ist der Rinderbetrieb an der Schlei Vorbild. Am Ende eines stressfreien Herdenlebens auf der Weide stehen Spezialitäten aus hochwertigem Biofleisch.
Foto(s): Henrik Matzen
Ursprünglich wollten wir eine Orchideenwiese retten“, erinnert sich Gerd Kämmer an den Anfang der Erfolgsgeschichte von Bunde Wischen, plattdeutsch für „Bunte Wiesen“. Gemeinsam mit einem Kommilitonen setzte sich der Biologiestudent in den 1980er-Jahren für den Erhalt einer Fläche in den Fröruper Bergen im Kreis Schleswig-Flensburg ein. Das Konzept: Beweidung statt Aufforstung. „Wir schafften einige Rinder an, die im Sommer die Fläche pflegten. Durch den Erlös aus der Schlachtung im Winter konnten wir das Projekt bezahlen“, erläutert Gerd Kämmer das Prinzip des sich selbst finanzierenden Naturschutzes.
Vom Naturschutz zum Biolandbetrieb
Längst ist das Studentenprojekt im wahrsten Wortsinn groß geworden. Der Verein Bunde Wischen ist seit 2017 eine eingetragene Genossenschaft. 28 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, rund 1.000 Rinder weiden auf verschiedenen Flächen mit einer Gesamtgröße von etwa 1.800 Hektar. Vor allem auf die robusten und genügsamen Galloways mit ihrem schmackhaften, zarten Fleisch setzt Gerd Kämmer. Gerade kommt er von einem Termin am Haddebyer Noor. Dort sollen seine Tiere einem Stück Heidelandschaft zum Gedeihen verhelfen. „Extensive Beweidung ist der Schlüsselfaktor für die Artenvielfalt“, erklärt er. Die Idee, Naturschutz durch den Fleischerlös zu finanzieren, hat sich bewährt. Dabei spielt die artgerechte, wertschätzende Tierhaltung eine zentrale Rolle. Die Tötung erfolgt mittels Kugelschuss im Freien im vertrauten Umfeld und ohne, dass das Tier separiert werden muss – blitzschnell und ohne Stress. „Das Rind ist auf der Stelle tot. Das geht so schnell, dass der Rest der Herde das nicht einmal mitbekommt. Das bestätigen auch Analysen von Stresshormonen im Blut“, erklärt der Pionier. Anfänglich benötigte er noch eine Ausnahmegenehmigung. Seit 2021 ist die Methode als Standard im Rahmen der hofnahen Schlachtung anerkannt.
Praktisch abgefüllte Köstlichkeiten
Etwa 200 Rinder werden bei Bunde Wischen im Jahr geschlachtet. Das Zerlegen des Fleisches übernimmt eine Landschlachterei in der Nähe. Die Vermarktung erfolgt über den eigenen Hofladen Königswill am Stadtrand von Schleswig sowie über ausgesuchte famila- und Markant-Märkte in der Region. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Spezialitäten wie Königsberger Klopse, Tafelspitz, Rouladen oder Bolognese – nach bewährten Rezepten zubereitet und praktisch abgefüllt in nachhaltige Einweckgläser. Zu Hause heißt es dann: nur noch aufwärmen und mit gutem Gefühl ein Stück Naturschutz genießen.