Süßes aus der Rübe
Schon bei unseren Großmüttern stand dieser Sirup oft auf dem Tisch. Der süße Saft der heimischen Zuckerrüben ist beliebt als Brotaufstrich und Backzutat – besonders, wenn er so gut schmeckt wie aus der traditionsreichen Fabrik von Familie Reinhold in Wunstorf.
Foto(s): Frederik Röh
Reinholds Rübensaft-Kocherei wurde 1933 von Albert Reinhold gegründet, dem Großvater des heutigen Chefs Jürgen Reinhold. Der promovierte Mathematiker beendete im Jahr 2000 seine Universitätskarriere, um mit seiner Frau Heike, ebenfalls Mathematikerin, den Familienbetrieb zu übernehmen. Rübensaft-Kochen bedeutet viel Handarbeit, in der Saison packt die ganze Familie mit an. Auch Seniorchef Albert Reinhold, mittlerweile über 80, ist immer noch mit viel Leidenschaft und Fachwissen in der letzten Rübensaft-Kocherei Niedersachsens dabei. Ab Erntebeginn Ende September herrscht hier Hochbetrieb. Rübensirup besteht aus 80 Prozent Zucker, 20 Prozent Wasser sowie Spurenelementen, die den Geschmack und das Aroma beeinflussen. Acht Tonnen Rüben werden hier täglich zu etwa 1.500 Kilogramm Sirup verarbeitet. Für Jürgen Reinhold in diesen Tagen ein Job rund um die Uhr.
1 Zwei Landwirte aus der Region liefern jeden Morgen die frisch geernteten Rüben an. Über ein Förderband fallen sie in die Waschanlage und wandern von dort in den großen Dampfgarer.
2 Nach rund sechs Stunden sind die Rüben weich. Mitarbeiter Klaus Hitzmann schaufelt sie aus dem Behälter heraus. In einer Rübenmühle werden sie zerkleinert, der Brei fließt in einen Bottich. Heißer Dampf erfüllt die Luft.
3 Große Tücher sind das Herz der Presse. Mit eingespielten Handgriffen füllen Klaus Hitzmann und Jürgen Reinholds Bruder Bernd 50 Lagen – immer ein Tuch, eine Schicht Rübenbrei –, bis die Presse gut gefüllt ist und der Saft abfließt.
4 Die Presse ist leer und wird gereinigt. Aber was sind das für braune Lappen? Die Rübenreste haben die Struktur der Tücher angenommen. Ein Landwirt holt sie als wertvolles Tierfutter ab.
5 In großen Kupferkesseln folgt nun der wichtigste Produktionsschritt: das Einkochen des Safts zu Sirup. Am Kessel steht Senior Albert mit einer großen Schöpfkelle. Er beobachtet und rührt und hat es im Gefühl, wann die richtige Konsistenz erreicht ist, um den Sirup abzuschöpfen – alles per Hand. Eine Knochenarbeit und eine Kunst, die sehr viel Erfahrung erfordert.
6 Auch das Abfüllen erfolgt per Hand, zeigt Heike Reinhold. Als Zeichen für gute Qualität ist der Sirup schön hell. Die Verpackungen zeigen das Logo der Fabrik: die blauen Kacheln, die das Gebäude der traditionsreichen Fabrik so markant schmücken.
7 Erhältlich bei famila in Hoya, Mellendorf, Neustadt a. Rbge. und Nienburg.