Wer Milch oder Joghurt, Butter oder Sahne der Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof kauft, gönnt sich nicht nur gute Bioprodukte aus der Meierei im Kreis Herzogtum Lauenburg, sondern fördert auch eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Geschäftsführer Janosch Raymann betont: „Wir haben uns hohe Ziele gesetzt und krempeln das System ein Stückweit um. Aber wir sind überzeugt, dass wir das Richtige tun.“ Hauke Tams nickt. Die beiden stehen auf Tams Biohof in Ausacker südlich von Flensburg im neuen Stallgebäude für die Ammenkühe und ihre Kälber – exakt dort, wo beim letzten Hierleben-Besuch vor vier Jahren noch freie Fläche war. Der Junior hat investiert und strahlt übers ganze Gesicht, wenn er von der kuhgebundenen Kälberaufzucht erzählt.
Kälber lernen Sozialverhalten
„Die Kälber entwickeln sich viel besser. Davon profitieren sie ein Leben lang“, sagt der 27-Jährige. Vor Kurzem hat er den Betrieb von seinem Vater Johannes übernommen, der sich über den Neubau mindestens so freut wie sein Sohn: „Natürlich steckt hier eine riesige Menge Geld drin. Aber man muss auch Werte wie Freude im Umgang mit den Tieren und Zufriedenheit einrechnen.“ In den großen Strohboxen kümmert sich jeweils eine Kuh um zwei bis vier Kälber, die gerade ein paar Tage alt sind. Hier bleibt die kleine Familie etwa zwei Wochen zusammen. „Diese Phase ist sehr wichtig für die Bindung“, erläutert Janosch Raymann. Die Kuh gibt genügend Milch, um die Kleinen satt zu bekommen. Gleichzeitig beginnt sie bereits, ihnen rund um die Uhr das ABC des Sozialverhaltens beizubringen. Später geht’s in größere Gruppen unter Dach und im Freien. Nach drei Monaten gelinge das Absetzen stressfrei für alle, so Hauke Tams.
Gutes Leben bis zum Schluss
Üblicherweise werden auf Milchviehbetrieben nur die Kälber aufgezogen, die als künftige Milchkühe benötigt werden, während die überzähligen schnellstmöglich verkauft werden. Die Bauerngemeinschaft hat sich aus ethischen Gründen für einen anderen Weg entschieden. Das Ziel: In fünf Jahren sollen auf den rund 30 Mitgliedshöfen alle Kälber aufgezogen werden. Dadurch sind mehr Tiere zu versorgen, und es wird mehr Platz im Stall sowie auf der Weide benötigt. „Wir sind der Überzeugung, dass es in der Nutztierhaltung um Verantwortung für alle Tiere geht, von der Geburt bis zur Schlachtung“, sagt Janosch Raymann. Auch Hauke Tams findet es wichtig, diese Herausforderung anzupacken. Er zieht bereits jetzt alle bei ihm geborenen Kälber selbst auf. Auf seinen Weiden führen die Jungrinder ein gutes Leben und tragen gleichzeitig zum Erhalt von ökologisch wertvollen extensiven Weideflächen bei.