Der Käse des Sommers
Er heißt Beemster Mai, aber es gibt ihn ab Juni – ja, das hat seine Richtigkeit. Der Mai steckt drin in diesem Käse: Er wird aus der Milch hergestellt, die die Kühe in den ersten beiden Wochen liefern, nachdem sie zum Beginn des Frühlings wieder auf die grünen Weiden dürfen.
Foto(s): Frederik Röh, Henrik Matzen
„Für den Beemster Mai habe ich mein eigenes Lieblingsrezept entwickelt, den ‚Sommer-Toast‘: Ich röste eine Scheibe frisches Schwarzbrot, lege darauf den Käse, nach Geschmack mit oder ohne Butter darunter, dazu Rucolablätter, Pinienkerne und etwas Honig. Das Ganze wird dann im Ofen bei Oberhitze leicht erwärmt, damit der Käse schmilzt. Das ist schnell gemacht und schmeckt super. “
Leon Sebastian Loose, Käseexperte im famila-Warenhaus Ribnitz-Damgarten
Der Beemster Mai ist ein Saisonkäse, der ausschließlich ab Mitte Juni verkauft wird – und dann bis Juli, solange der Vorrat reicht. Es handelt sich um einen jungen, zartschmelzenden Gouda, der speziell aus der Milch hergestellt wird, die die Kühe gleich nach dem Weideaustrieb im Frühling liefern. In seinem Namen steckt zudem seine Heimat, der Beemster Polder in der niederländischen Provinz NoordHolland nördlich von Amsterdam. Polder sind Flächen, die einst unter der Meeresoberfläche lagen und durch Trockenlegen der Nordsee abgerungen wurden. Der Beemster Polder ist ungefähr 7.000 Hektar groß. Er wurde bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts entwässert und gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ein Ringdeich schützt das Gebiet vor dem Meer und umschließt eine grüne Landschaft mit hübschen Bauernhöfen und üppigen Wiesen, die für die Milchviehhaltung bestens geeignet sind.
Aus der ersten Maimilch
Um 1900 begannen die im Polder ansässigen Landwirte damit, kleine Käsereien zu gründen und so ihre Milch zu veredeln. Die Beemster Käserei gehört seit über 100 Jahren dazu und stellt den Beemster Mai wie all ihre Produkte bis heute nach nordholländischer Tradition her. Die Kühe bleiben im Herbst noch möglichst lange im Freien, sofern das Wetter es zulässt. Ist der Winter endlich vorbei und dürfen die Tiere im Mai wieder ins Freie, ist das immer ein besonderes Ereignis. Die Freude bei den Kühen über das frische Grün, die Sonne und die milden Temperaturen ist sichtlich groß. Auf den Polderwiesen wächst in dieser Zeit des Jahres sehr saftiges Weidegras mit vielen Nährstoffen und aromatischen Kräutern. Dass die Kühe dann Milch geben, aus der sich ein köstlicher Käse herstellen lässt, liegt nahe. Das intensiv sprießende Gras ist die Basis für das Aroma und die hohe Qualität dieser Käsesorte mit dem cremig-zarten Schmelz.
Mit Liebe und Tradition
Der junge Gouda aus pasteurisierter Maimilch enthält Speisesalz, Käsereikulturen und mikrobielles Lab. Sein Fettanteil beträgt mindestens 48 Prozent Fett in der Trockenmasse. Das verleiht dem Käse hervorragende Schmelzeigenschaften, sodass er sich auch bestens zum Kochen und Überbacken eignet. In der Beemster Käserei wird noch weitgehend traditionell gearbeitet, der Käsebruch noch mit der Hand gerührt und jeder Käselaib in Salzlake gebadet. Der Beemster Mai darf fünf bis sechs Wochen reifen, kühl gelagert auf Fichtenholzbrettern. Das Ergebnis: unglaublich lecker und herrlich frühsommerlich.