Vielseitiger Vogel
Schön saftig, zart und lecker: Kein Wunder, dass die Putenoberkeule bei Genießerinnen und Genießern zu den beliebtesten Geflügelfleisch-Teilstücken gehört. Wir tauchen ein in die Geschichte und Herkunft eines schwergewichtigen Vogels.
Foto(s): Henrik Matzen
„Putenoberkeule mag ich sehr gern, am liebsten ganz klassisch mit Schmorgemüse im Ofen zubereitet. Das Gemüse – Sellerie, Zwiebeln, Porree – püriere ich am Ende als Basis für die sämige Soße. Dazu gibt’s Knödel und Kroketten: lecker!“
Okke Thiessen, Fleischexperte im Markant-Markt Malente
Pute ist der biologische Oberbegriff für die domestizierte Form des Truthuhns. Bei den größten Hühnervögeln unter den Fasanenartigen heißen die weiblichen Tiere Pute, Haustruthuhn beziehungsweise Truthenne, das männliche Pendant Puter oder Truthahn. An dem schmackhaften Federvieh ist ordentlich was dran – das durchschnittliche Schlachtgewicht beträgt über 13 Kilogramm. Übrigens sind die Handelsbezeichnungen Puten- und Truthahnfleisch etwas irreführend, denn Putenfleisch kann durchaus auch von einem männlichen Tier stammen, und umgekehrt kann Truthahnfleisch auch weiblichen Ursprungs sein.
Dank an die Seefahrer
Der große, hochbeinige Vogel hat einen roten, stellenweise hellblauen Kopf ohne Federn. Puten stammen ursprünglich aus den Wäldern Nordamerikas und Mexikos, wo bereits die indigenen Urvölker und Azteken das Fleisch und die Federn der Wildputen nutzten. Auch der spanische Schriftsteller Gonzalo Fernández de Oviedo – bedeutendster Chronist der Eroberung der Neuen Welt – liebte Putenfleisch. Er schrieb 1521 in einem Reisebericht: „In Neu-Spanien gibt es große und sehr schmackhafte Pfauen. (…) Das Fleisch dieser Pfauen ist sehr gut und ohne Vergleich besser und zarter als das der spanischen Pfauen.“ Dass Putenfleisch heute unseren Speiseplan bereichert, haben wir spanischen Seefahrern zu verdanken, die die Vögel nach der Entdeckung Amerikas mit zurück in ihre Heimat brachten. Sie gaben dem hier noch unbekannten Federvieh den Namen „Indisches Huhn“ – schließlich waren sie dem Irrglauben erlegen, Westindien entdeckt zu haben. Wegen des zarten, schmackhaften Fleisches kam die neue Nutztierrasse auch in Europa gut an und verbreitete sich schnell. Heute gibt es Puten in vielen verschiedenen Farbschlägen und Gewichtsklassen. Die englische Bezeichnung für Pute lautet Turkey. Sie geht auf die sogenannten Türkenkriege zurück: Ab Mitte des 16. Jahrhunderts erhielt in vielen Teilen Europas alles Fremdartige pauschal den Stempel „türkisch“. Englische Auswanderer brachten den Turkey schließlich mit nach Nordamerika, wo er – lecker gefüllt – traditionell in großer Familienrunde zu Thanksgiving gegessen wird.
Große Vielfalt
Gleich sieben unterschiedliche Fleischteile hat die Pute zu bieten, und jede von ihnen ist in puncto Farbe, Textur und auch Geschmack etwas anders: weiße und dunkle Brust, Ober- und Unterkeule, Flügel, Hals und Rücken. Die Putenoberkeule hat im Vergleich zur ebenfalls sehr beliebten Brust etwas dunkleres Fleisch. Außerdem ist sie saftiger und bietet besonders viel Geschmack. Der lässt sich zum Beispiel mit unserem Rezept für Putenoberkeule mit Senfkruste und Rahmporree auf der folgenden Seite genießen.
Rezept