Mit allen Zutaten und Küchengeräten für ihre Vorspeise packt Asia auch eine Mini-Reibe aus. Sie ist so winzig, dass sie aus einem Kaufladen für Kinder stammen könnte. „Ich reibe damit Ingwer oder Knoblauch, das geht super“, erklärt sie. Sie hat frischen Knoblauch mitgebracht, aber auch deutlich milderes Knoblauchpulver, das sie für die Joghurtsoße verwenden will. „Nicht jeder isst gern Gerichte mit viel Knoblauch“, meint die 24-Jährige. Mai stimmt ihr zu. Zu ihren Frühlingsrollen gehört die für Vietnam typische Fischsoße. „Ich werde zwei Varianten machen: eine mit, eine ohne Knoblauch“, verkündet sie. Ihre Tochter Lena ist auch dabei. Damit sich die Dreijährige nicht langweilt, ist Mais Freundin mit ihrem Sohn gekommen und spielt mit den Kindern. Ein tolles Netzwerk!
Mai und Philip setzen sich an den Tisch und legen los. Sowohl bei den Frühlingsrollen als auch beim Brotpudding ist viel Handarbeit gefragt. Philip nimmt das wörtlich: Er nutzt zum Mischen nur seine Hände, das Brot wird vorher einfach in Stücke gerissen. „Man benötigt eigentlich nur eine Auflaufform und die Zutaten. Kein Kochwerkzeug, das man erst suchen und hinterher abwaschen muss“, sagt er und grinst. Ihn erinnert das süße Gericht an seine Kindheit an der englischen Südküste. Brotpudding hat eine lange Tradition in seiner Heimat: „Früher gaben die Frauen ihren Männern gern ein Stück Brotpudding mit zur Arbeit. Er ist schnell gemacht und macht satt – also freuten sich die Arbeiter immer über einen Würfel davon in ihren Schüsseln.“ Günstig ist er auch noch, es kann sogar altbackenes Brot verwendet werden. Bis heute gibt es die typische Mischung aus Rosinen und Gewürzen in England zu kaufen
Beim Schnippeln und Kneten kann man herrlich plaudern. Philip hat in Cambridge Fremdsprachen studiert und zog 1976 nach Deutschland. „Die ersten Jahre als Lehrer am Internat Louisenlund waren eine wilde Zeit, eine echte Aufbauphase“, erzählt er. Auch im Ruhestand arbeitet er noch gern als Pädagoge. Wenn er davon erzählt, wie er an Aufgaben für den nationalen Fremdsprachenwettbewerb tüftelt, leuchten seine Augen. Für die Kochrunde hat er sich gut vorbereitet. „Ich habe neulich einen Engländer eingeladen und das Gericht für ihn zubereitet. Auch er meinte, dass es ihn an seine Kindheit erinnere. Da wusste ich, dass es gelungen ist!“
Die große Schüssel vor Mai füllt sich mit geriebenem Gemüse, gehackter Minze und Koriander. Zum Mischen mit Hackfleisch und Eiern nutzt sie ebenfalls ihre Hände. Der Duft der Kräuter verbreitet sich im ganzen Raum und, so viel sei schon einmal verraten: Die frische Minze macht die Füllung sehr lecker! „Es gibt so viele mögliche Variationen. Vegetarisch mache ich sie gern mit Erdnüssen, und man kann Tofu statt Ei verwenden“, sagt die 30-Jährige. „Meist koche ich nach Gefühl, aber dieses Rezept meiner Freundin ist einfach toll. Sie hat zu meiner Hochzeit 100 Rollen zubereitet, obwohl sie hochschwanger war.“ Die Krankenschwester Mai betreut auch Patientinnen zu Hause. „Erst gestern habe ich mit einer Frau zusammen Frühlingsrollen zubereitet. Es hat ihr so viel Spaß gemacht.“ Asia hat die Auberginen geschält – und zwar so, dass noch Streifen von Schale stehen bleiben. „Es macht optisch was her, außerdem behalten die Auberginenscheiben beim Braten besser ihre Form“, erklärt sie. Vorher legt sie sie zehn Minuten in Salzwasser. „Das zieht Bitterstoffe raus. Wenn die Zeit nicht reicht, geht es aber auch ohne.“ Der Pudding ist im Ofen, die Auberginen köcheln in der Pfanne. Mai füllt die Rollen und dreht sie gekonnt von einer Ecke her auf. „Nicht zu fest rollen“, empfiehlt sie, „sonst platzen sie beim Braten.“ Ihr Tipp: Tiefgefrorene Reisblätter nehmen, die gut kleben. Beim Frittieren springt Asia ein, während Mai die Soße zubereitet. Mittlerweile sind noch eine Freundin, zwei Kinder sowie Philips Frau dazugekommen. Das Essen reicht für alle – und der Platz am großen Tisch sowieso!
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