Asien hoch drei
Diese drei jungen Menschen kommen wirklich von weither: Indien, Iran und Thailand. Alles Asien – stimmt. Dennoch wird überall ein bisschen anders gekocht. Was wiederum für alle gilt: Wer kocht, braucht Zeit und gute Laune! Willkommen zu einer sehr vergnügten Hierleben-Kochrunde!
Foto(s): Frederik Röh
AJ
Deutsch über Youtube lernen: Das geht hervorragend, findet der Inder, genannt AJ. Der sympathische 19-Jährige ist erst seit wenigen Monaten in Kiel und kann sich schon super verständigen. AJ will Softwareentwickler werden und interessiert sich für Künstliche Intelligenz. Er lebt in einem Studentenwohnheim, hat schon deutsche Freunde gefunden und fühlt sich wohl hier. Das flache Norddeutschland statt Himachal Pradesh am Fuße des Himalaya – das ist schon ein krasser Ortswechsel. Beim Kochen kommen natürlich Heimatgefühle auf.
Tabassom Naquavi
Offen, warmherzig, fröhlich, intelligent und bildhübsch: Das ist Tabassom, genannt Tabi. „Ich bin nach Deutschland gekommen, weil mein Mann hier in Kiel studiert“, sagt die 27-jährige Iranerin. Sie selbst ist bereits studierte Wirtschaftsingenieurin. „Mein Herz schlägt aber für den Tourismus.“ In ihrer geschichtsträchtigen Heimatstadt Shiraz war sie Touristenführerin. Mal sehen, was das Leben nun bringt – Tabi ist neugierig und offen für vieles. Heute wird erst einmal gekocht, und dafür nehmen sich Iraner viel Zeit.
Chidsanupong Jaina
Den kompliziertesten Vornamen in der Kochrunde hat dieser junge Mann aus Thailand: Chidsanupong. „Ihr könnt mich CJ nennen“, sagt er lachend. CJ ist Großstädter und kommt aus Bangkok, mag das beschauliche Kiel aber gern. „Es ist ruhig, aber nicht so schlecht. Nur das Wetter kann ich nicht honorieren.“ Der 20-Jährige will in die Autoindustrie, denn wie sein Vater liebt er deutsche Autos. Kochen ist ebenfalls ein Hobby. Heute ist CJ für die Nachspeise zuständig – und die wird schön süß. Ganz so, wie Thailänder es eben mögen.

AJ und Chidsanupong sind schon da, packen ihre asiatischen Bananen, Kokosmilch und unzähligen Gewürze aus. Die beiden kennen sich von der Fachhochschule in Kiel, wo sie zusammen büffeln. Heute nun kochen sie und stellen ihre Heimat vor – spannend! „Ich koche, seit ich sechs bin“, erzählt der Inder, den alle nur AJ (Englisch gesprochen) nennen. „Ich habe hier in Kiel auch schon in einem japanischen Restaurant gejobbt, aber ansonsten bin ich etwas faul geworden und esse gerade nur noch Pizza und Pommes.“ Heute will der 19-Jährige etwas Großartiges aus seiner Heimat vorstellen: das Gericht Shahi Paneer, indischer Frischkäse. „Shahi bedeutet exklusiv. Ein Essen für den König, für die Reichen. Käse und Nüsse, das ist kostbar“, erzählt der Inder. Chidsanupong – wie gut, dass auch er mit CJ einen leicht zu merkenden Spitznamen hat – kocht heute etwas einfacher. „Bananen in Kokosmilch: Das ist eine echte thailändische Süßigkeit. Meine Mutter hat es mir beigebracht. Es geht schnell, und wir haben es früher in Bangkok oft zu Partys mitgenommen.“ Mit seinen Eltern ist CJ noch sehr eng verbunden. Das pink-blaue Haarband, das der Thailänder trägt, hat die Mama gehäkelt.

Eine fehlt noch im Kochtrio: Tabassom aus dem Iran. Die Jungs kennen sie noch nicht und sind gespannt. Endlich klingelt es, und die 27-Jährige steht mit einem entschuldigenden Blick an der Tür. „Ich hatte das Fleisch vergessen und musste noch zum Supermarkt.“ Tabi – es ist der Abend der Spitznamen – strahlt und zeigt ihr hübsches Lachen. Innerhalb weniger Minuten ist das Eis schon gebrochen, und die drei gehen ganz locker und natürlich miteinander um, halb Englisch, halb Deutsch sprechend. Da Tabi und AJ deutlich mehr brutzeln und mixen müssen, hilft der Thailänder CJ überall aus: Cashewkerne im Mixer zerhacken, Fleisch für Tabis Gericht in Stücke schneiden. Tabi bereitet die Safransoße vor und zerstößt in einem winzigen Mörser das teuerste Gewürz der Welt. Und noch mehr Ungewöhnliches hat sie aus ihrer Heimat mitgebracht: Berberitze, also kleine rote Beeren, und Rosenknospen. Beides wird in einer Pfanne mit Butter angebraten. „Hm, das duftet“, schwärmt CJ und blickt der jungen Iranerin neugierig über die Schulter. Er selbst schneidet die kleinen asiatischen Bananen in Stücke und mischt Wasser und Kokosmilch.
AJ streut munter immer mehr Gewürze in die Pfanne – direkt aus der Tüte in das Gericht. Auf seinem Rezept stehen keine genauen Mengenangaben. „Nach Rezept koche ich nicht so gern“, verrät er. Während sich sein Kumpel CJ ein Bierchen zum Kochen gönnt, wird der Inder heute auf Alkohol und Fleisch verzichten müssen. „Das ist jetzt gerade die Zeit – etwa zwei Wochen lang. Wir ‚hindi diwas‘ verzichten zu Ehren unserer Vorfahren, und wir ehren unsere Kultur und Sprache.“ Irgendwie kommen die drei auch auf das Thema, welche Tiere in ihren Heimatländern gegessen werden. CJ erzählt so witzig, dass alle nicht mehr aus dem Lachen herauskommen: „Im Norden von Thailand isst man auch Hunde und Katzen. Schlangen, die sind okay. Fledermäuse und normale Mäuse: yummi!“ Auch die anderen beiden holen aus, berichten davon, wie manche das Gehirn von Schafen essen oder die Eier von roten Ameisen. Andere Länder, andere Sitten.
Tabi ist noch dabei, ihre ungewöhnliche Kreation zu schichten: Safranreis, Hähnchen und geröstete Berberitze, dann ein schnelles Umdrehen der geschlossenen Auflaufform. Ihr Hauptgericht muss noch eine Dreiviertelstunde in den Ofen, doch keiner der jungen Hobbyköche hat es eilig. Während die ungeduldigen Deutschen häufig Essen und Kochen nur so nebenbei erledigen, nimmt man sich in den asiatischen Ländern viel Zeit. Als schließlich alles auf dem Tisch steht, wird mit Gabel, Löffel und auch den Fingern gegessen. „Im Iran nutzen wir nur selten Messer“, meint Tabi, und die anderen stimmen ihr zu. Eine weitere Gemeinsamkeit ist der Reis – allerdings je nach Land anders zubereitet. Das Fazit des Kochabends: Asien hat eine abwechslungsreiche Kochkultur, und die Deutschen können sich noch das eine oder andere von diesem bunten Kontinent abgucken.
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