Küchenzauber mit kleinen Tricks
Wer weiß schon, dass Yuca und Maniok identisch sind und der Name des Gewürzes Sumach auf Spanisch, Englisch und Deutsch ähnlich klingt? Cara, Nuran und Eduardo hatten beim Kochen die Smartphones griffbereit, um sich über typische Zutaten ihrer Heimat auszutauschen.
Foto(s): Henrik Matzen
Nuran Asil
Nuran kennt ihren Mann schon aus der Schulzeit. Sie beide wuchsen im selben Dorf in der Türkei auf. Er wanderte später mit seinen Eltern nach Deutschland aus. Auf einer Urlaubsreise in die Heimat trafen sich die beiden wieder, verliebten sich und heirateten. Nuran fand ihr neues Zuhause in Norddeutschland. Ihr großer Garten in Schleswig ist ihre Leidenschaft – hier wachsen Früchte und Gemüse, die Nuran zum Kochen für ihre Familie nutzt. Seit ihr Enkelkind auf der Welt ist, steht das natürlich an erster Stelle.
Luis Eduardo Maestre
Eduardos Lebensgeschichte könnte ein Buch füllen. Aufgewachsen ist er an der kolumbianischen Küste, von dort zog er nach Bogotá, um zu studieren und bei der obersten Rechnungsbehörde zu arbeiten. Später lockte Spanien, er sattelte beruflich um und machte ein Café in Sevilla auf. Bei einem Familienbesuch fand er Gefallen an Deutschland – vor allem, als er hier seine heutige Frau traf. Mit ihr wohnt er ganz ländlich bei Schleswig. Seine beiden kleinen Töchter halten ihn ganz schön auf Trab.
Cara Hoffmeister
Frühes Aufstehen hat Vorteile – zum Beispiel, wenn eine Zeitverschiebung gemeistert werden muss. Cara arbeitete in Arkansas im Süden der USA frühmorgens bei einer KaffeehausKette. Danach kam das tägliche Highlight: der ausführliche Chat mit ihrem heutigen Ehemann, den sie über Online-Gaming kennengelernt hat. Nach einem Freiwilligendienst bei einer Jugendeinrichtung in Kiel und der mühsamen Corona-Phase waren die beiden sich sicher. Cara zog endgültig nach Kiel und arbeitet inzwischen in der Gastronomie.

Die Wahl der Rezepte macht die Organisation in der Küche ganz entspannt: Cara benötigt für den Kuchen nur den Backofen, und Eduardo kann für sein Hauptgericht den Herd ganz allein nutzen. Nuran hat ihren eigenen Ofen mitgebracht. Tatsächlich schleppt sie sogar zwei Geräte in die Küche: ein kompaktes eckiges und ein rundes. „Das runde nutzt meine Schwägerin gern, ich nehme lieber meinen türkischen Ofen“, erklärt sie. „Lahmacun funktioniert aber auch in einem normalen Backofen.“ Rasch fängt sie an, den Hefeteig zu kneten, damit er Zeit zum Gehen hat. „Für meine Familie reicht ein Kilo Mehl meist nicht. Wenn Besuch kommt, nehme ich oft drei Kilo – mein Sohn bringt manchmal einen deutschen Freund mit, der Lahmacun liebt“, erzählt sie und lacht.

Cara schaut immer wieder in ein Büchlein, in dem sie Rezepte aus ihrer Heimat aufgeschrieben hat. „Der Kuchen ist ein typisches Südstaaten-Rezept“, erklärt sie. Die 30-Jährige hat erst in Deutschland angefangen, sich für Kochen und Backen zu interessieren. „Mein Mann ist zwar Koch, aber er hat ein Restaurant mit Catering-Betrieb und arbeitet viel. Da ist es gut, wenn ich mich um das Essen kümmern kann.“ Ruck, zuck hat sie den Fertigteig in die Tarteform gedrückt und die Füllung aus braunem Zucker, Sirup, Gewürzen, Eiern, Nüssen und Kokosraspeln zusammengerührt. „Man kann die Pekannüsse ganz normal verwenden, ich habe sie aber kurz geröstet, mit etwas Salz und Vanille.“ Nach Maissirup und dem typisch amerikanischen „packed brown sugar“ musste sie hier in Deutschland etwas suchen. „Er ist mit Melasse vermischt, dadurch schmeckt er kräftiger. Das kann man auch selbst machen.“
Eduardo hat derweil Paprika und Zwiebeln im Mixer zerkleinert. Bevor er sein Chili con Carne fertigstellt, bereitet er die Beilage aus Yuca vor. Die stärkehaltige Knolle, die ein bisschen wie Kartoffel schmeckt, wächst in tropischen Ländern und gilt in vielen Ländern Südamerikas und Afrikas als günstiges Grundnahrungsmittel. Für die Übersetzung ins Deutsche hilft ein Blick ins Smartphone. Aha! Yuca ist identisch mit Maniok oder Mandioca, außerdem gibt es den spanischen Namen Cassava und weitere traditionelle Bezeichnungen. Wieder was gelernt!
Nuran hat zwischendurch die Fleischmischung zubereitet und mischt Tomatensoße und Pflanzenöl, um die Fladen später damit zu bestreichen. Den aufgegangenen Teig teilt sie in Portionen und formt blitzschnell Kugeln. Cara hilft ihr. „Machst du das zum ersten Mal? Das klappt sehr gut!“, lobt Nuran. „Nimm noch ein bisschen Mehl, dann geht es leichter.“ Nuran rollt jede einzelne Kugel zu einem dünnen Fladen aus, perfekt wie ein Profi. „Schon als Kind habe ich das gelernt, bei meiner Mutter.“ Sie nutzt dafür ein dünnes Rundholz. „Das war mal die Sprosse aus einem Babybett“, erzählt sie. Dann zeigt sie den hölzernen Schieber mit langem Griff, mit dem sie die Fladen in den heißen Ofen befördert. „Den habe ich auch selbst gemacht, aus einer Zaunlatte aus dem Baumarkt.“ Während sie einen Fladen nach dem anderen mit der Tomatenmischung und der Fleischmasse bestreicht und in wenigen Minuten fertigbackt, kümmert sich Eduardo um den Kokosreis. Und zwar mit einem wirklich speziellen Verfahren: Er gießt Kokosmilch in einen Topf und rührt, rührt und rührt, bis eine braune, karamellartige Kruste am Topfboden zurückbleibt. Es sieht aus wie angebrannt. „Das soll so!“, beteuert er.
Das Timing ist perfekt. Caras Kuchen ist innen noch saftig und weich, lässt sich aber nach dem Abkühlen gut schneiden. Chili, Kokosreis und Yuca sind fertig, und die Lahmacun-Fladen noch schön warm. Nuran, die zusätzlich einen Salat mit dem interessanten säuerlichen Gewürz Sumach aus ihrem Korb zaubert, hat noch einen Tipp: „Wenn Teig übrigbleibt, bestreiche ich Fladen nur mit Tomatensoße und streue Käse drüber. Oder ich backe sie einfach ohne Belag, dann halten sie sich ein paar Tage und können als Beilage gegessen werden.“
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