Die Hühner sind los

Ostern steht vor der Tür, und beim Kieler Freilandhühnerhof Aderhold herrscht Hochbetrieb. Morgens um 5.30 Uhr beginnt Thies Aderhold mit der Arbeit.

Foto(s): Henrik Matzen

Täglich werden 15.000 Bio- und Freilandeier ausgeliefert. Hierleben schaute hinter die Kulissen des Familienbetriebs. Langsam kurbelt Thies Aderhold das Windschutznetz hoch, und nach und nach hüpfen die braunen Hühner laut gackernd vom Stall ins Freie. Eine große Wiese will aufs Neue entdeckt werden. Die Hühner picken nach Gras und Würmern, scharren und stolzieren herum – richtiges Futter gab es schon drinnen. Thies Aderhold schnappt sich ein Huhn und streichelt es ein bisschen. „Ich würde schon sagen, die Hühner haben es gut bei uns.“ Den Betrieb in Kiel-Schlüsbek hat er von seinen Eltern übernommen. Die beiden leben immer noch auf dem Hof und packen jeden Tag mit an. „Mein Vater ist jetzt 78, aber er kann gar nicht anders als mitzuarbeiten. Er liebt seine Hühner“, erzählt der 41-Jährige lächelnd. Seine Lebensgefährtin Friderike Nissen, zwei Festangestellte und mehrere Aushilfskräfte sind außerdem eingespannt und sorgen dafür, dass es den insgesamt gut 15.000 Hennen, die in Freiland- und Biohaltung leben, gut geht.

Der tägliche Kontrollrundgang

Jeden Morgen in aller Frühe wirft Thies Aderhold erst einmal einen Blick in den Stall. Läuft alles mit dem Futter, das sechsmal am Tag automatisch bei den Hühnern landet? Sind alle Tiere munter und vergnügt? Dann wird gepackt und sortiert bis etwa neun Uhr, bevor die Eier ausgeliefert werden. Jetzt zur Osterzeit ist natürlich besonders viel los – alle wollen Eier haben, ob Supermärkte, Cafés oder Restaurants. Die Freilandhaltung nimmt auf dem Hof Aderhold den größeren Teil ein und ist klar von der Biohaltung getrennt. Dass die Bio-Eier teurer sind, hat einfache Gründe: „Das Biofutter zum Beispiel kostet das Doppelte, und auch die Henne an sich ist teurer“, erzählt der Chef. Biohennen sind relativ knapp auf dem Markt. Und es geht auch um die Leistungsfähigkeit der Tiere. So unromantisch es klingt, aber Hennen müssen auch produktiv sein. Das Lied „Ich wollt ich wär‘ ein Huhn“, demzufolge die Tiere jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei legen, stimmt zwar nicht ganz. Aber auf dem Hof in Schlüsbek liefert eine Henne immerhin durchschnittlich 280 Eier im Jahr – das ist auch schon ganz beachtlich.

Hofidylle mit harter Arbeit

Auf dem idyllischen Hof mit dem alten Reetdachhaus und dem großen Garten leben neben den Menschen und dem Federvieh auch Robustrinder, Pferde und ein Hund. Friderike Nissen und Thies Aderhold haben gerade Nachwuchs bekommen – nun ist die Patchworkfamilie zu sechst. In Gummistiefeln schiebt der gebürtige Kieler den Kinderwagen mit seiner kleinen Hanne über den Hof. Das sieht nach Idylle und Bullerbü aus, doch Thies Aderhold erzählt auch: „Ich arbeite sieben Tage die Woche. Sonntags stehe ich wenigstens eine Stunde später auf.“ Die ganze Büroarbeit, die Rechnungen – all das muss auch erledigt werden. Die Aderholds haben nicht nur viele große, sondern auch kleinere Kunden. Das bringt Spaß und ist sehr persönlich, erfordert aber auch eine gute und umfangreiche Betreuung. Außerdem muss auch immer mal wieder modernisiert werden. Ein treues Relikt aus alten Zeiten ist die Sortieranlage aus dem Jahr 1961, die immer noch in Betrieb ist. „Die schafft 5.800 Eier in der Stunde“, so der Chef. Die Eier werden mit der Hand in Kartons gepackt. Das kleine Familienunternehmen verbindet charmant Tradition und Moderne sowie Handarbeit und Mechanisierung.

Verantwortung für Natur und Tier

Hof Aderhold hat sich bewusst für die Mitgliedschaft im Verein Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein e. V. entschieden. Das Netzwerk von agrarischen Erzeugern und Manufakturen, Küchenchefs und Gastronomen, privaten Mitgliedern und gewerblichen Förderern steht für frische, hochwertige Lebensmittel aus Schleswig-Holstein und engagiert sich für kulinarische Qualität, Vielfalt und den Einsatz heimischer Produkte. „Wir setzen konsequent auf artgerechte Tierhaltung und handeln verantwortungsbewusst gegenüber Natur und Tier“, betont Thies Aderhold. Langsam neigt sich der Tag auf dem Hühnerhof dem Ende zu. Friderike Nissen macht ihrem Lebensgefährten einen Kaffee und schaukelt ihre Kleine auf dem Arm. Draußen stolzieren noch zwei vorlaute Hühner durch den Garten, die es irgendwie mal wieder geschafft haben, ein Loch im Zaun zu finden. Thies Aderhold wird gleich noch einmal mit der Taschenlampe nach dem Fuchs sehen, der hier fast täglich unterwegs ist. Neben Greifvögeln ist er der ärgste Feind der Hühner, die deshalb die Nächte im sicheren Stall verbringen.

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