Der schöne Italiener
Wer beim Italiener seines Vertrauens nach einem schönen, ehrlichen Rotwein fragt, dem wird sehr oft ein „Primitivo“ angeboten. Aus gutem Grund, denn mit Rotweinen dieses Namens ist nicht eine schlichte, einfache Hausmarke gemeint, sondern ein gut trinkbarer Tropfen aus einer renommierten Rebe, deren Name so viel bedeutet wie „als erste reifend“ und „ursprünglich“.
Foto(s): Frederik Röh, Henrik Matzen
„Ich habe diesen Primitivo erst kürzlich kennengelernt, weil er bei uns im Sortiment noch relativ neu ist, und habe ihn bei einem Pizzaabend probiert. Er ist ein sehr angenehmer lieblicher Rotwein, der uns sehr gut geschmeckt hat.“
Jessica Grabinski, Weinexpertin im famila-Warenhaus Eutin
In Kalifornien wird der Primitivo unter der Bezeichnung „Zinfandel“ angebaut. Der Name war ursprünglich viel berühmter und bekannter, doch inzwischen hat der Primitivo aufgeholt. Er ist außerdem identisch mit der alten kroatischen Rebsorte Crljenak Kaštelanski, die ihren Ursprung in der ungarisch-kroatischen Grenzregion hat. Die beliebtesten Primitivo-Sorten reifen im Süden Italiens in Apulien (oder auf Italienisch „Puglia“), vor allem auf der Halbinsel Salento. Diese sonnenverwöhnte, landwirtschaftlich geprägte Region liegt im Bereich des italienischen Stiefelabsatzes zwischen der Adria und dem Ionischen Meer. Sie bringt Italiens beste Weine hervor. Schon vor 2.000 Jahren wurde die Primitivo-Rebe hier von den Illyrern kultiviert. Sie lebten an der süditalienischen Küste und den gegenüberliegenden Küsten des Balkans, ungefähr in der Gegend des heutigen Albanien.
In Apulien gereift und gekeltert
Heute ist der Primitivo eine der bekanntesten Rebsorten Italiens und ein wichtiger Teil der Kultur Apuliens. Die Sorte zeichnet sich besonders durch Wuchskraft und guten Geschmack aus und hat die Eigenschaft, dass die Beeren unterschiedlich reifen. Dadurch können sich an einer Traube bei der Lese sowohl kräftig-blaue als auch noch grüne Früchte befinden. Der Winzer muss daher darauf achten, nur die besten, dunklen Beeren zu ernten. Nur so erhält der Primitivo-Wein sein charakteristisches, würziges und fruchtiges Aroma. Bei Schneekloth ist der Primitivo Amabile des Jahrgangs 2020 die Nummer 8 aus der Collezione privata. „Amabile“ bedeutet schön, liebenswert oder lieblich – passende Attribute für diesen Roten, dessen Trauben direkt vor Ort in Apulien gekeltert werden. Sein Bukett ist mild und fruchtig mit Aromen von Gewürzen und Biskuit. Das Genusserlebnis beeindruckt mit Vollmundigkeit und Geschmeidigkeit am Gaumen sowie einem angenehm langen und vielschichtigen Abgang mit Noten von dunklen Trockenfrüchten.
Unkomplizierter Begleiter
So beeindruckend die Beschreibung klingt, ist dieser liebenswerte Rote jedoch kein Ehrfurcht gebietender Tropfen, den man nur für ganz besonders feierliche Anlässe herausholen dürfte. Nein, der Primitivo Amabile gleicht eher dem guten Freund, der den Besuch beim Lieblingsitaliener begleitet. Bei einer Serviertemperatur von 18 Grad kann er problemlos per Picknickkorb in die Sommerfrische reisen oder auf der Terrasse zum mediterranen Essen gereicht werden. Dieser Wein verspricht mit sanften Tanninen südliche Lebensfreude, ganz wie ein sonniger Urlaub an der apulischen Adria.