Starker Typ aus Wismar
„Alter Schwede!“ Dieser Ausruf hat eine Geschichte. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges wurden erfahrene schwedische Soldaten vom Kurfürsten Brandenburgs als Ausbilder für sein Heer angeworben. In der Soldatensprache wurden diese Drillmeister respektvoll „alte Schweden“ genannt. Eine Bezeichnung, die Lob und Anerkennung für diese Männer ausdrücken sollte.
Foto(s): Frederik Röh, Henrik Matzen
„Ich esse den Alten Schweden am liebsten auf frischem Schwarzbrot mit Butter, ganz nach norddeutscher Art. Wer seinen kräftigen Geschmack mag, kann ihn auch gut zum Überbacken nehmen. Bei uns gab es damit neulich Toast Hawaii mit Ananas und gekochtem Schinken. Das schmeckt schön kräftig, viel spannender als mit anderen Käsesorten, die weniger würzig sind.“
Conny Kelting, Käseexpertin im Markant-Markt Bredstedt
Alter Schwede“ passt auch bestens als Name für diesen Käse, der sich durch seinen kräftig-würzigen Geschmack und starken Duft deutlich von anderen Käsesorten abhebt. Nicht jeder kommt mit seinen dominanten Eigenschaften klar. Aber wer ihn liebt, für den ist der Alte Schwede bei Schnittkäse die erste Wahl. Kenner haben einen Tipp für den täglichen Verzehr parat: Für die Lagerung im Kühlschrank oder den Transport in einer Brotdose sollte man ihn sehr gut, am besten dreifach, einpacken. Sonst setzt sich sein kräftiger Duft unweigerlich durch und erobert den Raum.
Küstenkäse seit 130 Jahren
Der Alte Schwede ist ein naturgereifter Schnittkäse aus frischer Küstenbauernmilch. Er reift mehrere Wochen unverpackt auf Fichtenholzbrettern und wird während dieser Zeit regelmäßig mit Salzwasser gebürstet und mit Rotkulturen geschmiert. Dank seines Fettgehalts von 50 Prozent in der Trockenmasse ist er sehr cremig und sowohl zum Überbacken als auch für Raclette und Fondue gut geeignet. Seine Rinde ist essbar, er ist laktosefrei, hat einen hohen Kalzium- und Proteingehalt und wird ohne Farb- sowie Konservierungsstoffe hergestellt. Der Alte Schwede ist ein typisch norddeutscher Käse. Produziert wird er von der Molkerei Rücker mit Sitz in Aurich und Wismar. Die Molkerei ist seit vier Generationen im Familienbesitz. Gegründet hat sie Eduard Wilhelm Rücker 1890 auf Fehmarn. Mit der Herstellung von naturgereiftem Tilsiter wurde sie bekannt. Seitdem hat sich das Unternehmen ständig weiterentwickelt. Von der Insel ging es zurück aufs Festland, Meiereien und Molkereien wurden dazugekauft, und bis heute wird ausschließlich frische Kuhmilch von Höfen an den norddeutschen Küsten verarbeitet.
Gereift nach Familienrezept
1994 wurde die Ostsee-Molkerei in Wismar übernommen, die ebenfalls Tilsiter produzierte. Damals war sie marode, heute steht hier ein moderner Betrieb mit einem speziellen Reifezentrum. Klaus Rücker, der das Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau Insa führt, entwickelte die vor Ort bekannten und schon seit DDR-Zeiten beliebten Sorten gemeinsam mit seinem Team weiter. Im Jahr 1998 kam der Alte Schwede dazu. Er wird nach einem Original-Familienrezept hergestellt, das Rücker neu aufgelegt hat. „Er ist kein Tilsiter, sondern ein rahmiger Schnittkäse“, sagt der Molkereichef und erzählt die Geschichte des Käseklassikers mit dem starken Charakter so: „Der Name war eine Idee aus unserem Team. Er erinnert an die Herrschaft der Schweden in der Hansestadt Wismar im 17. Jahrhundert.“