Platzmangel herrscht hier bestimmt nicht! Die moderne Schulküche hat vier Kochinseln, vier Backöfen, meterlange Arbeitsplatten und dazu reichlich Kochgeschirr in den Schubladen. Amira, Alex und Rasha sind wie an normalen Schultagen um 7.45 Uhr gekommen und haben sich ihre großzügigen Kochplätze eingerichtet. Für das Foto rücken sie noch einmal dicht zusammen. Die Mädchen sind etwas aufgeregt, denn dieser Schultag ist ganz anders als sonst. Sie gehen zwar nicht in eine Klasse, aber man kennt sich. „Du hast doch schon vor der ganzen Schule gesungen, dich kennen alle“, sagt Rasha lächelnd zu Alex. Anni Erdmann, Lehrerin für Verbraucherbildung, hat die drei für diese besondere Kochrunde angeheuert. Amira hat seitdem die Vorspeise dreimal zur Probe zubereitet. „Diesen Bulgursalat macht meine Oma immer mal wieder. Ich finde ihn voll lecker, er ist wirklich einfach zu machen.“ Sie streift Einmalhandschuhe über und vermischt die Zutaten mit den Händen. „Praktisch, dass ich einen roten Pulli anhabe“, meint sie und betrachtet grinsend die rot gefärbten Handschuhe.
Alex hat mittags einen wichtigen Termin und ein bisschen die Zeit im Nacken. Sie hat daher gut geplant: „Tomaten und Paprika habe ich schon zu Hause geschnitten, so können sie direkt in den Ofen.“ Der Clou ist die ganze Knoblauchknolle mittendrin. „Bei amerikanischem Essen fällt vielen meist fettiges, schweres Essen wie Burger ein. Aber dieses vegetarische Gericht ist auch typisch, und man isst es überall, nicht nur in einzelnen Staaten“, erklärt Alex. Die 16-Jährige hat die deutsche und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Zufälligerweise war auch ihre Mutter schon bei einer Hierleben-Kochrunde dabei – unter philippinischer Flagge. „Ja, meine Familiengeschichte ist wirklich bunt“, sagt Alex und lacht.
Rasha hat den Pfannkuchenteig ratzfatz zusammengerührt; jetzt wird es schwieriger. Ein paar Löffel Essig sollen aus der Milch Pudding machen – aber sie wird nicht richtig fest. Rasha ruft schnell ihre Mutter an und wechselt ein paar Worte auf kurdisch mit ihr. „Leicht kochen lassen? Okay!“ Jetzt klappt es. „So kann man auch Frischkäse herstellen“, erklärt Rasha und verrührt die flockige Masse mit Mascarpone, etwas Zucker und Rosenwasser. Nur das Füllen und Zusammendrücken der Pfannkuchen will nicht sofort gelingen. Ausnahmsweise darf Lamis, eine Freundin von Amira, die Vertretungsstunde nebenan verlassen und Rasha assistieren. Plötzlich stehen noch fünf Freundinnen an der Arbeitsplatte – es ist große Pause! Sie alle helfen geschickt mit, sodass Rasha sich um das Frittieren kümmern kann. Anni Erdmann gibt noch ein paar Tipps. Das vertrauensvolle Verhältnis der Schülerinnen zu ihrer Lehrerin ist zu spüren. „Beim Kochen ist man sich sehr nah – das verbindet“, sagt sie.
Verbraucherbildung ist ein Wahlpflichtkurs an der Dannewerkschule mit drei Stunden Unterricht pro Woche. Das Fach ist beliebt, in manchen Jahrgängen gibt es zwei Kurse. Einmal haben sie einen „Verteiler-Schrank“ gebaut, erzählt die Lehrerin: „Da kamen Lebensmittel rein, die wir in der Küche nicht mehr brauchten, zum Mitnehmen. Es gibt viele Kinder aus Familien, die wir so ein wenig unterstützen können.“ 2022 hat die Schule in der Kategorie Engagement sogar den deutschen Verbraucherschutzpreis gewonnen. Am 13. Juni zeigen Schülerinnen und Schüler ihr Können bei einem BBQDinner im schicken Schleswiger Restaurant Strandleben. Es gibt noch Karten!
Alex püriert die Suppe und seufzt, als die neue Schürze rote Spritzer abbekommt. „Im Mixer geht es schneller, und es sieht hinterher nicht so chaotisch aus.“ Auch wenn sie selbst recht „krüsch“ sei, wie sie zugibt: Mit ihrer Tomatensuppe ist sie sehr zufrieden. „Nehmt ein Käsetoast und tunkt es rein“, empfiehlt sie. „Schmeckt super“, lobt Amira und freut sich, dass ihr Salat ebenfalls gut ankommt. Einen Teller trägt sie zum Probieren ins Lehrerzimmer. Auch Rashas Dessert finden alle sehr lecker. Ein paar Stücke der kurdischen Spezialität bringt Anni Erdmann ebenfalls zu ihren Kolleginnen und ist sich sicher: „Die werden sofort verputzt sein.“
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